Was ist Dyskalkulie?
Kinder mit Dyskalkulie schreiben Ziffern seitenverkehrt, verwechseln Rechenarten und haben Schwierigkeiten rückwärts zu zählen. Ihnen fehlt das grundlegende Verständnis von Mengen, Gewichts- und Maßeinheiten. Meistens brauchen sie sehr lange um Rechenaufgaben zu lösen. Auffallend ist, dass sie auch nach nach Ende der ersten beiden Schuljahre ihre Finger beim Rechnen zur Hilfe nehmen.
Dyskalkulie ist eine angeborene Rechenstörung und sagt nichts über die Intelligenz des Betroffenen aus. Bloßes Üben führt im Fall von Dyskalkulie nicht zum Ziel. Das Problem der Kinder liegt nicht in der fehlenden Übung, sondern im mathematischen Denken. Durch stures Pauken verfestigen sich falsche Lösungsstrategien.
Was ist der Unterschied zwischen Dyskalkulie und Rechenschwäche?
Eine Rechenschwäche ist im Unterschied zur Dyskalkulie erworben. Auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden, ist es wichtig den Unterschied zu verdeutlichen.
Hat ein Kind eine einfache Rechenschwäche, kann zum Beispiel darauf zurückzuführen sein, dass es über einen längeren Zeitraum den Unterricht verpasst hat oder sich aufgrund psychischer Probleme oder fehlender Motivation aus dem Unterricht ausgeklinkt hat. Die Folge ist, dem Kind fehlen die Grundlagen und es kommt nun nicht mehr mit.
Bei Schülern mit Rechenschwäche kann, im Gegensatz zu Schülern mit Dyskalkulie, Nachhilfe helfen, die Probleme zu überwinden.
Woran erkenne ich, ob mein Kind Dyskalkulie hat?
Es gibt einen Fragenkatalog mit 20 Fragen, wenn Sie mindestens 5 Fragen mit “Ja” beantworten können, ist es wahrscheinlich, dass Ihr Kind Dyskalkulie hat.
1 Benötigt Ihr Kind ungewöhnlich viel Zeit für Rechenoperationen und ist es schnell erschöpft?
2 Hat Ihr Kind Schwierigkeiten Zahlenräume, Mengen, Größen, Formen zu erfassen? Fehlt ihm die Verbindung zwischen Zahlenbegriff und Menge?
3 Kann es Rechensymbole (Plus, Minus, Divisions- und Multiplikationszeichen) nicht immer richtig erkennen?
4 Macht Ihr Kind trotz intensiven Übens keine wesentlichen Fortschritte? Vergisst es Geübtes nach kurzer Zeit?
5 Lässt es beim Aufschreiben von Zahlen Ziffern aus?
6 Fällt es Ihrem Kind schwer, Zehner- und/oder Hunderterschritte zu überschreiten?
7 Ist es häufig nicht in der Lage Zahlenreihen korrekt weiterzuführen?
8 Vertauscht es Ziffern wie (67 / 76)?
9 Verwechselt Ihr Kind ähnlich klingenden Zahlen wie (19 / 90)?
10 Kann sich Ihr Kind beim Kopfrechnen Zwischenergebnisse nicht merken?
11 Hat Ihr Kind Schwierigkeiten beim Erlernen des Einmaleins?
12 Schreibt oder liest es Zahlen seitenverkehrt (6 / 9)?
13 Verwechselt Ihr Kind ähnlich aussehende Zahlen (6 / 5)?
14 Schreibt es Zahlen häufig falsch ab?
15 Hat Ihr Kind Probleme bei der Wahrnehmung und Wiedergabe von räumlichen und zeitlichen Abfolgen?
16 Bereiten Ihrem Kind Textaufgaben große Schwierigkeiten?
17 Bemerkt Ihr Kind widersprüchliche Ergebnisse nicht?
18 Kann Ihr Kind das Ergebnis von Aufgaben nicht abschätzen, weil es keine Verbindung zwischen Reihung und Ergebnis erkennt (14 + 20 = 16)?
19 Gelingt Ihrem Kind das Zählen und/oder Rückwärtszählen nur mit Verwendung der Finger?
20 Ist Ihr Kind generell verunsichert, was Regeln betrifft?
Wie kann ich mein Kind auf Dyskalkulie testen lassen?
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind Dyskalkulie haben könnte, können Sie Ihr Kind bei einem Dyslexie-Trainer auf Dyskalkulie testen lassen.
Zunächst werden die konkreten Schwierigkeiten im mathematischen Bereich untersucht. Zum einen, in welchem Ausmaß sie auftreten und zum anderen, wie sie sich konkret äußern. Hierzu verwenden wir anerkannte Computer-Testverfahren.
Abhängig von den individuellen Schwierigkeiten Ihres Kindes werden auf der Grundlage dieser Diagnose regelmäßig gezielte Dyskalkulie- oder Rechenschwäche-Trainings durchgeführt.
Was passiert beim Dyskalkulie-Training?
Zunächst versuchen wir herauszufinden, wie Ihr Kind über Zahlen denkt. Anschließend werden Alternativen beispielsweise zum zählenden Rechnen aufgezeigt. Ziel ist es, die Art und Weise wie Aufgaben gelöst werden zu korrigieren.
Wird das Dyskalkulie-Training finanziell unterstützt?
Finanzielle Unterstützung bei einer reinen Dyskalkulie gibt es für Eltern nicht. Es ist möglich, dass Ihre Krankenkasse die Kosten für die Diagnose übernimmt, die Therapie wird allerdings nicht von den Kassen bezahlt.
In Ausnahmefällen kann eine Finanzierung über das Jugendamt möglich sein. Das ist aber nur dann der Fall, wenn Sie nachweisen können, dass Ihr Kind ausgesprochen psychisch belastet ist. Dann kann über über den §35a des SGB VIII eine Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche beantragt werden.